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Quelle: IMD-Berlin

 

Tumornekrosefaktor TNF-alpha

TNF-alpha, was verbirgt sich dahinter?
Der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha, TNF-α) gehört zu den sogenannten Zytokinen, die wichtige Botenstoffe in unserem Körper darstellen, wenn es um die Arbeit unseres Immunsystems geht.
In unserem Körper hat der TNF-alpha vielfältige Aufgaben, die allesamt darauf abzielen, unser Immunsystem zu modulieren. So kann er z. B. Entzündungen fördern, aber auch eindämmen oder dafür sorgen, dass Zelltrümmer richtig entsorgt werden, indem er die Ausschüttung weiterer Zytokine veranlasst. Man erkennt hier wieder einmal, was für ein verschachteltes und komplexes Gebilde unser Immunsystem ist.

Beim TNF-alpha handelt es sich um einen multifunktionalen Signalstoff, der besonders intensiv und umfangreich mit unserem Immunsystem interagiert, da er nahezu an allen Entzündungsvorgängen in unserem Körper beteiligt ist. Eine Entzündung ist, so lange das Immunsystem richtig funktioniert, eine gewünschte und überlebenswichtige Funktion. Gerade dadurch spielt er für die Abwehrreaktion in unserem Körper eine immens wichtige Rolle.
Er reguliert und kommuniziert mit den Zellen unseres Immunsystems und zeigt uns bei Laboruntersuchungen bereits sehr früh lokale und systemische Entzündungen an. Darüber hinaus löst er Fieber aus und ist auch am Fett- sowie Insulinstoffwechsel beteiligt.

Was kann TNF-alpha noch?
Welche seiner vielfältigen Funktionen TNF-alpha in einer bestimmten Situation übernehmen soll, entscheidet sich darüber, an welchem Rezeptor er im Körper andockt. Hierdurch werden die spezifischen Wirkungen, die unser Körper in der aktuellen Situation benötigt, ausgelöst.
Diese reichen dann von Aktivierung sowie der Differenzierung von Zellen über die Anregung zur Produktion von Zellen bis hin zum Einleiten des „programmierten Zelltods“ (Apoptose) von Zellen, die aus dem Körper entfernt werden sollen.
Dies alles zeigt, wie mächtig der TNF-alpha ist.

Wie entsteht der TNF-Alpha?
Die Synthese des Zytokins TNF-alpha erfolgt durch aktivierte Monozyten und Makrophagen sowie in geringen Mengen auch in den Lymphozyten, welche zu der Gruppe der weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, gehören.

Wann macht es Sinn, nach dem TNF-alpha im Labor zu schauen?
Eine besondere Rolle spielt der TNF-alpha bei Multisystemerkrankungen, wie zum Beispiel bei:
· Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
· Multiple Sklerose im Schub
· Asthma bronchiale
· Sarkoidose
· Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew
· Insulinresistenz
· Nebennieren-Schwäche/-Erschöpfung
· CFS (Chronisches Erschöpfungssyndrom)
· MCS (Multiple Chemikaliensensitivität)
· Psoriasis
· chronische Borreliose
· Hirntumore

Da der TNF-alpha auch einen großen Einfluss auf die Stimulierung der Achse „Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde“ hat, lohnt es sich häufig, diesen Parameter auch bei Patienten mit (vermuteter) Nebennieren-Erschöpfung anzuschauen.

Warum ist die Bestimmung des TNF-alpha so sinnvoll?
Den Laborparameter TNF-alpha bestimme ich in meiner Praxis lieber als die bekannten Entzündungsparameter wie CRP (C-reaktives Protein = Akute-Phase-Protein), BSG (Blutkörperchensenkung) oder die Elektrophorese.
Der TNF-alpha ist ein Wert, der auch schon bei geringen oder unterschwelligen Entzündungen im Körper anschlägt. Er ist es, der auch erst überhaupt in der Leber dafür sorgt, dass die Bildung des Akute-Phase-Proteins (CRP) gebildet werden kann. Daher zeigt sich eine Entzündung über die Veränderung des Parameters TNF-alpha im Blut weit vor dem Auftreten der anderen oben genannten Parameter.

Laut Labormedizin ist der TNF-alpha der sensitivste Marker für alle chronischen Infektionen, da er bereits nach 4 Stunden, sofern ein entzündliches Geschehen vorliegt, positiv anschlägt. Bei der CRP- und BSG-Messung stellt man erst 24 bis 36 Stunden nach Infektion Veränderungen fest.

                                                                                     Quelle: IMD-Berlin Dr. v. Baehr

Was kann man mit Hilfe des Parameters TNF-alpha noch alles analysieren?
In meiner Praxis nutze ich aber nicht nur die Möglichkeit, Patientenblut auf den Parameter TNF-alpha testen zu lassen, um eine chronische Infektion aufzuspüren, sondern ich gehe, bei erhöhten TNF-alpha Werten, diagnostisch noch einen Schritt weiter.
Mit Hilfe eines sogenannten TNF-a-Hemmtests kann ich im Labor das Blut des Patienten mit verschiedenen antientzündlichen Präparaten testen lassen. So stelle ich sicher, dass ich meinem Patienten die wirkungsvollste Therapie empfehlen kann, um den Wert zu senken. Denn wichtig zu wissen ist hierbei, dass nicht jeder antientzündliche Wirkstoff bei jedem Menschen den gleichen Effekt hat.
In einer kleinen Studie mit dem Immunologischen Institut Berlin ist es gelungen zu beweisen, dass sich neben den bekannten Mitteln wie Prednisolon, Ibuprofen oder Mesalzin auch pflanzliche Präparate durchaus bewährten und Entzündungen herunter fahren konnten. Vor allem Weihrauch (Boswellia carterii) und Curcumin brachten hier erstaunliche Erfolge.

Quelle: IMD-Berlin Dr. von Baehr

Allerdings dürfen diese wichtigen Ergebnisse nicht dazu führen, dass hier in der Therapie pauschal einfach mal mit dem einen oder anderen pflanzlichen Mittel gearbeitet wird, frei nach dem Motto „Wird schon wirken“. Man darf nie vergessen, dass jeder Patient einzigartig ist und sehr individuell reagiert.
In der Praxis erlebe ich es durchaus, dass dem einen Patienten z.B. Boswellia wunderbar helfen kann und bei einem anderen Patienten man sich nach einigen Wochen unter Medikation mit Boswellia über ein Therapieversagen wundern würde, weil der TNF-alpha Hemmtest hier ein völlig anderes Bild an wirksamen Präparaten zeigen würde.
Daher zeigt sich in Praxis immer wieder, wie wichtig eine gute Diagnostik im Vorfeld ist, damit eine Therapie auch zum Erfolg führen kann.